Vortrag am 18.02.2018 zum Neujahrsfest im Amitofo Care Centre Germany e.V.
in Düsseldorf
2 Monate bei Amitofo Care Centre of Namibia (abk. ACC Namibia)
Bericht von Beatrix von Eycken
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Seite 1: Ankommen
Seite 2: Der Tagesablauf
Seite 3: Die Kinder bei ACC Namibia: der Aufnahmeprozess
Seite 4: Die Kinder und der Buddhismus
Seite 5: Die Motivation der Overseas-Mitarbeiter
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Ankommen
Im Mai 2017 traf ich beim Vesakfest des Dhamadayada-Vereins in Bochum Bruce Tai, den Deutschlandrepräsentanten von Amitofo Care Centre. Er schilderte die Arbeit von Amitofo in Afrika. Spannend. So spannend, dass weiter Treffen folgten und ich schließlich am 21. September 2017 nach Okahandja, Namibia, aufbrach, um die Organisation für 2.5 Monate vor Ort zu unterstützen.
Min Min Chen, die Direktorin des lokalen Care Centre, mit der ich mich im Vorfeld schon ausgetauscht hatte, holte mich am Flughafen ab. Ich kam morgens um 6.30 an, entsprechend früh hatte Min sich auf den Weg gemacht. So fühlten wir beide nach einer herzlichen Begrüßung ein kleines Hüngerchen und beschlossen, am Flughafen ein entsprechend kleines Frühstückchen zu uns zu nehmen. Seelisch war ich noch nicht wirklich in Namibia angekommen, als sie mir sagte, dass sie sich von mir eine Datenbank für den Personalbereich wünschte. Geistig war ich auf Kartoffelschälen und Bettenmachen eingerichtet. Dass dann auch noch der Strom im gesamten Flughafen ausfiel, nahm ich nur am Rande wahr. Mussten alles gute Vorzeichen sein.
Schließlich machten wir uns auf den Weg zum Centre. Die Fahrt dauert ca. 90 Minuten und man sieht fast ausschließlich Savanne. Wir streiften Okahandja, die nächstgelegene Stadt mit 26.000 Einwohnern. 17 km später tauchen dann die geschwungenen Dächer des Centres in der Savanne auf. Sehr schnell wurde klar, dass ich von der Größe des Geländes falsche Vorstellungen hatte. Es ist riesig!
Wir kamen mittags an. Ruhezeit für Mitarbeiter und Kinder. Stille und Wärme waren das erste, was ich wahrnahm. Ab und zu hört man ein vorbeifahrendes Auto. Ansonsten nur Zikaden und Vögel. Es dauerte ein paar Tage, bis ich bemerke, wie laut Zikaden und Vögel sind. Bei meiner Ankunft fällt mir nur die Abwesenheit der mir vertrauten Geräusche auf: die von Autos und Flugzeugen.
Auf dem Gelände befinden Ende 2017 ein Lager, die Dining Hall, in der sich abgetrennt die Verwaltung befindet, die Kung-Fu-Halle, der Tempel, die Häusern mit den Zimmern für die Angestellten und die Häuser mit Schule und den Zimmern der Kinder und Nannies. Am Ende des Grundstücks befindet sich eine Solaranlage, mit der sich das Centre nachhaltig und von Unternehmen unabhängig mit Strom versorgt.
Ich werde auf mein Zimmer gebracht: Bett, Schrank, Tisch, Stuhl. Großzügig, hell, praktisch. In der ersten Etage der 2-stöckigen Wohnhäuser leben die Frauen, die Männer im Erdgeschoss (wegen der Schlangen und der möglichen Einbrecher). Paare wohnen in einem anderen Gebäude, wo sie etwas mehr Platz haben.
Wasser ist knapp, hat mir Min auf der Fahrt zum Centre gesagt. Ich habe mich nicht getraut zu fragen, was das bedeutet. Ich erfahre es jetzt: Es bedeutet, dass man nur 1 Stunde am Tag Wasser hat. Von 19 – 20 Uhr. Die Stunde wird genutzt, um alle möglichen Behälter mit Wasser zu füllen. Dieser Vorrat wird in den nächsten 23 Stunden für Putzen, Waschen, Toilettenspülung etc. genutzt. Gefiltertes Trinkwasser steht allerdings immer ausreichend für alle zur Verfügung.
Nach einer kurzen Pause in meinem Zimmer machte ich mich auf den Weg in Richtung Verwaltung. Ungeduscht. Ich werde herumgeführt und lerne meine lokalen und asiatischen Kollegen kennen und freue mich über den freundlichen und zugewandten Empfang.
Der Tagesablauf
Ende 2017 beherbergt das Centre 54 Kinder, 11 Überseemitarbeiter und 24 namibische Angestellte, die teilweise im Centre wohnen, teilweise aber auch in Okahandja.
Die Tage der Centre-Bewohner fangen früh an. Für die Kinder mit einer Morgenzeremonie im Tempel. Dann geht es für die erste Sporteinheit zur Kung-Fu-Halle. Um 6.40 gibt es Frühstück (sonntags um 7.00), Mittagessen um 12.00, Abendessen um 18.00. Gegessen wird in Stille. Man hört nur eifriges Schaben von Besteck auf Geschirr. Nach dem Abendessen spielen die Erwachsenen, die im Centre wohnen, noch etwas mit den Kindern oder gehen ihren eigenen Beschäftigungen nach. Um 19.00 Uhr befinden sich die Kinder und um 20.00 Uhr auch die meisten Erwachsenen auf ihren Zimmern. WLAN war immer ein Problem, so dass Filme gucken oder surfen selten funktionierte. Man geht früh ins Bett. Mein Zimmer befand sich gegenüber vom Tempel. Morgens weckte mich der Gesang der Kinder. Es gibt kaum eine Möglichkeit, schöner aufzuwachen.
Für Julie, die Köchin, und ihr Team sowie für die Nannies der Kinder hat der Arbeitstag schon lange vor dem Frühstück angefangen. Für die meisten anderen Angestellten beginnt der Tag um 8 Uhr. Bis dahin ist auch der Bus, der die Mitarbeiter aus Okahandja bringt, eingetroffen. Nach dem Mittagessen gibt es eine Ruhezeit für Kinder und Angestellte. Dann wird bis 16.00 Uhr weiter gearbeitet. Die lokalen Mitarbeiter, die nicht im Centre wohnen, werden gegen 16.00 Uhr wieder von dem Bus abgeholt. Ein privates Auto können sich nur wenige Menschen leisten. Der Bus gehört nicht zum öffentlichen Nahverkehr. So etwas gibt es so gut wie nicht. Er wird von Mitarbeitern verschiedener Arbeitgeber gemietet und gezahlt und fährt dann von Station zu Station. Amitofo will dies für die eigenen Mitarbeiter ändern und einen eigenen Transfer organisieren. Dies bedeutet für die lokalen Mitarbeiter eine Geld- und Zeitersparnis.
Die Mitarbeiter, die im Centre bleiben, und die Kinder nehmen Frühstück und Abendessen gemeinsam ein. Julie und ihre Leute bringen jeden Tag und zu jeder Mahlzeit ein asiatisches Essen für die Überseemitarbeiter und ein lokales für die Kinder und die namibischen Mitarbeiter auf den Tisch.
Samstags wird vormittags gearbeitet. Nach dem Mittagessen beginnt die freie Zeit. Man kann seine Wäsche waschen (ohne Waschmaschine), man guckt den Kühen und Ziegen zu, die sich immer wieder auf das Gelände des Centres verirren, spielt GO (ein strategisches Brettspiel) mit Kollegen oder Badminton. Als wir das Spiel in einem der Spendencontainer gefunden haben, war die Freude riesig.
Für einige Berufsgruppen, z.B. Nannies, gelten andere Arbeitszeiten: Sie sind auch am Wochenende tätig, fangen früher an und arbeiten länger. Sie haben Anspruch auf freie Tage, die sie aber dann so nehmen müssen, dass die Betreuung der Kinder durch Kolleginnen gewährleistet ist. Für das Küchenpersonal gibt es ähnliche Regelungen.
Langsam stellt sich ein anderes Zeitgefühl ein: Es gibt immer viel zu tun, aber das Gefühl, gehetzt zu sein, verschwindet. Das ganze Leben findet an diesem einen Ort statt. Lange Wege gibt es nicht und man muss sich nur um seine Aufgabe kümmern. Essen kochen, einkaufen gehen, die Planung der Freizeit: Dies alles findet nicht statt. Entweder weil es die Möglichkeit nicht gibt, oder weil sich andere kümmern (wie Julie um das Essen). Ablenkung durch Medien gibt es kaum.
Die Überseemitarbeiter sind in zwei Gruppen aufgeteilt und sonntags werden im Wechsel Ausflüge unternommen. Diese Gelegenheit wird genutzt, um notwendige Einkäufe in Windhuk und Okahandja zu erledigen oder um die Umgebung zu erkunden.
Die Kinder bei ACC Namibia: der Aufnahmeprozess
Die Kinder, die ich dort antraf, waren zwischen 6 und 8 Jahren alt. Der Aufnahmeprozess ist sehr aufwändig: Die Erziehungsberechtigten können sich bei ACC Namibia per SMS, Whatsapp, Telefon oder Mail melden. Auf jede Anfrage wird reagiert. Gegen Jahresende, rechtzeitig vor Beginn des neuen Schuljahres (im Januar eines Jahres), machen sich die Direktorin und die namibische Sozialarbeiterin Martha auf den Weg. Alle Kinder, für die ein Antrag gestellt wurde, werden besucht. Ab und zu werden Min und Martha von weiteren Mitarbeitern begleitet, wenn z.B. Übersetzer benötigt werden. Es gibt 11 Volksgruppen mit eigenen Sprachen in Namibia. Nicht immer wird Englisch oder Afrikaans in den Familien gesprochen. In diesen Fällen werden lokale Mitarbeiter mit den entsprechenden Sprachkenntnissen hergezogen, um zu übersetzen.
Die Besuche bei den Kindern dienen dazu, sich ein Bild von den Umständen zu machen, in denen sie leben. Waisenkinder werden auf jeden Fall genommen, Halbwaise häufig. Für die Kinder, die noch beide Elternteile haben, wurde eine Matrix entwickelt, nach der bewertet wird: in welchem Umfeld leben die Kinder, haben die Eltern Arbeit, sind die Eltern in der Lage, sich um die Kinder zu kümmern usw. Fotos und ein Bericht von jedem Kind werden angefertigt. Erst, nachdem alle Kinder besucht worden sind, wird die Wahl getroffen. Ende 2017 gab es über 100 Bewerbungen, somit auch über 100 Besuche, die gemacht werden mussten. Und die Entfernungen in Namibia sind groß …
Zu Schuljahresbeginn werden die Kinder dann von ACC Namibia abgeholt und im nächstgelegenen Krankenhaus auf Kosten der Organisation untersucht. Damit beginnt ihr Leben im Centre: Wenn sie einmal aufgenommen sind, wird die gesamte schulische Ausbildung, Utensilien für die Schule, Drogerieartikel für die Kinder, medizinische Versorgung, von Centre getragen. Auch – wenn nötig – die Heimfahrt zur Familie, denn ein bis zwei Mal im Jahr geht es zurück nach Hause. Kurz vor Beginn der großen Ferien im Dezember, also kurz vor Schuljahresende, werden die Eltern zu einem Family Day eingeladen. Die Kinder studieren Tänze, Lieder, kleine Theaterstücke und Kung-Fu-Choreographien ein, die sie ihren Eltern voll stolz zeigen. Die Eltern sollen einen Eindruck vom Leben ihrer Kinder im Centre erhalten. Falls die Eltern aufgrund der Entfernungen keine Möglichkeit haben zu kommen, werden sie abgeholt und später zusammen mit den Kindern wieder nach Hause gebracht.
Die Kinder und die Schule
Der Schulunterricht orientiert sich an dem namibischen Curriculum und besteht aus den Klassen 1 – 12. Der Schulbetrieb im Centre wird zurzeit noch aufgebaut. Ende 2017 gab es die Klassen Pre-Primary sowie 1 und 2. Mit jedem Schuljahr wird das folgende hinzukommen. Lokale Lehrer erteilen den Unterricht. Bei ihrer Auswahl wird Wert darauf gelegt, dass sie den gegebenen Umständen gerecht werden können. Die Kinder kommen aus einem schwierigen Umfeld, haben schon einiges hinter sich. Sie bringen ihre Probleme, Ängste und Sorgen mit ins Centre und haben zu Beginn häufig Heimweh. All dies muss von erfahrenen Pädagogen aufgefangen werden. Um dies sicherzustellen, begleitet der namibische Schulleiter die Auswahl der entsprechenden Kräfte.
Auch das zusätzliche Angebot von Centre hilft den Kindern sich einzufinden: Sie bewegen sich viel und erhalten Kung-Fu-, aber auch Meditationsunterricht. Der Schulleiter bestätigte, dass ihnen dies nach einer Zeit der Übung hilft, zur Ruhe zu kommen. Um die beruflichen Chancen der Kinder zu vergrößern, erhalten sie außerdem Chinesisch-Unterricht. Der Unterricht in diesen Fächern wird von asiatischen Lehrern erteilt.
Wie leben die Kinder
Die Kinder wohnen mit ihren Nannies zusammen. Eine Nanny kümmert sich um 8 Kinder, verbringt mit ihnen die Zeit außerhalb der Schule, ist Ansprechpartnerin und schläft direkt nebenan, so dass die Kinder nie allein sind. ACC Namibia bemüht sich darum, Nannies anzustellen, die aus denselben Volksgruppen kommen, wie die Kinder. Dies soll sicherstellen, dass sie ihre Wurzeln nicht verlieren, die eigene Sprache nicht verlernen (in der Schule wird Englisch und Afrikaans unterrichtet. Der Unterricht selbst findet in englischer Sprache statt), die eigenen Lieder und Tänze kennenlernen. Die Kinder schlafen zu mehreren in einem Zimmer. Jedes hat einen Schreibtisch, Ablagefläche für seine oder ihre Sachen und ein Bett.
Martha, die namibische Sozialarbeiterin, steht ebenfalls immer mit Rat und Tat zur Verfügung. Sie ist eine Frau mit großer Berufserfahrung, der Kinder und Mitarbeiter vertrauen. Die Kinder können sich jederzeit an sie wenden, ebenso die Nannies, wenn sie Auffälligkeiten feststellen.
Die Kinder und der Buddhismus
Buddhismus ist in Namibia so gut wie nicht existent. Die meisten Namibier sind Christen. Viele sind sehr gläubig. ACC Namibia ist eine buddhistische Organisation und lebt die entsprechenden Werte. So wird z.B. kein Fleisch gegessen. Buddhismus bedeutet aber auch, dass es den Kindern überlassen bleibt, sich selbst für eine Zufluchtsnahme zu Buddha zu entscheiden. Sie haben die Chance, den Buddhismus kennenzulernen. Eine Missionierung findet nicht statt. Das Ziel von ACC ist es, respektvolle, gebildete und tolerante Menschen zu erziehen, die anderen Kulturen und Glaubensrichtungen aufgeschlossen begegnen.
Es gibt ein Morgen- und ein Abendritual, an denen die Kinder teilnehmen müssen und es gibt die Unterweisung in Ethik und Meditation. Die Direktorin selbst achtet jedoch sehr darauf, dass der Glaube der Kinder respektiert wird. Diese Toleranz zeigt sich auch darin, dass nicht alle asiatischen Mitarbeitern alle Buddhisten sind – ebenso wenig wie ich.
Die Spenden
All dies, was hier geschaffen und am Leben gehalten wird, wird zu 100 % durch Spenden ermöglicht. Das Essen pro Person für einen Tag kostet: Frühstück 2 NAM$, Mittagessen 4 NAM$, Abendessen 2 NAM$. Ca, 15 NAM $ sind 1 Euro. Als ich dort war, wurden mittags ca. 90 Menschen (also inkl. der Mitarbeiter, die in Okahandja wohnen) versorgt. Geplant ist, künftig 300 Kinder zu versorgen. Entsprechend mehr Mitarbeiter werden benötigt. Hinzu kommen die Kosten für Personal, Grundstücke, Fuhrpark, Kleidung, …
Und damit nicht genug: ACC Namibia unterstützt die namibische Gesellschaft auch außerhalb des Centres, indem es z.B. 3 Suppenküchen mit Lebensmitteln unterhält.
Als ich dort war, kam ein Container, voll mit den verschiedensten Sachen und Gegenständen. Abgesehen von Kleidung, Kräutern und vielem anderen kam eine Tischtennisplatte. Die Freude war riesig. Aber es kamen auch Rollstühle. ACC verteilt diese dort, wo Bedarf herrscht. Das Prozedere ist dasselbe wie für die Kinder: Jeder kann seinen Bedarf anmelden und dann kommt es zu Einzelfallprüfungen. Man spürt in all dem die große Verantwortung den Spendern gegenüber, sorgfältigst mit den Gaben umzugehen.
Der ethische Anspruch
Überhaupt ist der ethische Anspruch, den ACC in Namibia lebt, bewundernswert. Dies betrifft nicht nur den Umgang mit den Spenden, sondern auch alle anderen Bereiche des Lebens. Es beginnt damit, man sich der allgegenwärtigen Korruption nicht beugt. Gesetze werden befolgt und es wird nicht nach Schlupflöchern gesucht, um sie zu vermeiden. Wird ein Fehler gemacht, wird dafür eingestanden und korrigiert. In der deutschen Wirtschaft reden wir oft davon, dass eine positive Fehlerkultur benötigt wird. ACC Namibia lebt sie.
Situation vor Ort
Dieser ethische Anspruch wird in einem Land hochgehalten, in dem Korruption allgegenwärtig ist. Ich komme aus Deutschland und mir ist nie klar gewesen, was Korruption für das tägliche Leben bedeutet. Als ich eine SMS mit einer Geldforderung für eine Behördenleistung gelesen habe, musste ich zuerst lachen. Bis mir klar wurde, was dies wirklich bedeutet: keine Sicherheit.
Auch Planungssicherheit ist ein schwieriges Thema. So wurde z.B. aufgrund von Geldmangel im Jahr 2017 das Schuljahr an den öffentlichen Schulen kurzfristig um 2 Wochen verkürzt. Der Staat hätte die Lehrer nicht zahlen können. Da ACC sich an den öffentlichen Schulen orientiert, wurde auch hier das Schuljahr gekürzt. Viele Pläne mussten dadurch geändert werden.
Namibia ist ein armes Land, trotz seiner immensen Bodenschätze. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, zwischen 25 und 30 %. Die Entfernungen sind riesig. Wenn ACC eine Stellenanzeige für Putzleute in der lokalen Tageszeitung schaltet, melden sich Menschen aus dem ganzen Land. Für die Bewerbungsgespräche nehmen sie lange Wege in Kauf. Es gibt so gut wie keinen öffentlichen Verkehr, d.h. die Menschen nutzen die Fahrgelegenheiten, die sich bieten. So sind sie auch schon einmal 3 Tage unterwegs, um zum vereinbarten Vorstellungstermin im Centre zu erscheinen, und zwar „neat and tidy“. Die Gespräche dauern teilweise keine 30 Minuten, denn wenn ein Bewerber sehr dick ist oder man Gelenkprobleme schon an seiner Art sich zu bewegen sieht, ist eine Putz-Anstellung sinnlos. Die Menschen merken dies natürlich. Dann kommt die Verzweiflung. Oft still. Tränen in den Augen und leise gesprochene Worte. „ I do anything if I can only work “. Und dann gehen sie. In ihren besten Kleidern. Machen sich wieder auf den langen Weg zurück, der sie wahrscheinlich ihr letztes Geld kosten wird.
Die hohe Arbeitslosigkeit macht es ausländischen Organisationen schwer, ausländische Arbeitskräfte nach Namibia zu bringen. Die eigene Arbeitnehmerschaft soll geschützt werden. Dadurch ist es extrem schwierig, Arbeitsvisa zu erhalten. Dies gilt auch für Freiwilligenarbeit. Man möchte nicht, dass zu viel Arbeit unentgeltlich von Ausländern verrichtet wird und somit den Einwohnern weitere Möglichkeiten nimmt, Arbeit gegen einen geringen Lohn zu finden. Andererseits können die Ausländer natürlich Expertise bringen. Es handelt sich um eine echte Gratwanderung.
Die Motivation der Overseas-Mitarbeiter
Mit welcher Erwartungshaltung kommen die Überseemitarbeiter nach Namibia? Nicht alle von ihnen sind Buddhisten, die wenigsten sind jung, die meisten über 40, viele auch über 50. Abenteuerlust scheidet aus. Es wird viel gearbeitet, teilweise 7 Tage die Woche und das Centre ist weitab von jeder Ablenkung. Ein Bierchen trinken oder Shoppen gehen? Fehlanzeige. Fernsehen gibt es nicht, WLAN, mit dem man über Laptop Filme gucken könnte, ist nicht stabil genug. Das aufregendste, was ich erlebt habe, war die 3.80 m lange Riesenpython, die auf der Nachbarfarm entdeckt und getötet wurde. Auch die Ziegen und Kühe, die regelmäßig vorbeikamen, boten Abwechselung. Wasser ist knapp. Kein leichtes Leben.
Warum also nehmen die Menschen dies alles auf sich? Ich habe einige von ihnen gefragt und ihre Antworten lauteten: „Gutes tun“, „Hui Li unterstützen“ und „an Gutem teilhaben zu lassen“.
Mein persönliches Resumée
Wie lautet das richtige Adjektiv, um meine Erfahrungen zu beschreiben? Schwierig. Wenn ich mich auf eines beschränken soll, wähle ich „bereichernd“. Es war nicht alles schön, oft war es schwierig, es gab Sprachprobleme, kulturelle Unterschiede und immer wieder ein Gefühl von Einsamkeit.
Man lernt ein anderes Leben kennen: Man hat keine Ablenkung, kann dem Umfeld auch nicht entkommen. Man muss sich arrangieren. Immer und immer wieder. Man sollte seine Gefühle nicht spontan zeigen, denn man muss den Anderen am nächsten Tag gegenübertreten können. Man kann sich nicht aus dem Weg gehen. Die üblichen Ablenkungen stehen nicht zur Verfügung. Man bescheidet sich. Und kommt aus. Man stellt fest, dass man mit wenig auskommt und es trotzdem ausreichend ist und man erkennt, dass man von einer Gemeinschaft umgeben ist, in der man aufgehoben ist.
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