Vortrag am 18.02.2018 zum Neujahrsfest im Amitofo Care Centre Germany e.V.
in Düsseldorf
2 Monate bei Amitofo Care Centre of Namibia (abk. ACC Namibia)
Bericht von Beatrix von Eycken
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Die Kinder bei ACC Namibia: der Aufnahmeprozess
Die Kinder, die ich dort antraf, waren zwischen 6 und 8 Jahren alt. Der Aufnahmeprozess ist sehr aufwändig: Die Erziehungsberechtigten können sich bei ACC Namibia per SMS, Whatsapp, Telefon oder Mail melden. Auf jede Anfrage wird reagiert. Gegen Jahresende, rechtzeitig vor Beginn des neuen Schuljahres (im Januar eines Jahres), machen sich die Direktorin und die namibische Sozialarbeiterin Martha auf den Weg. Alle Kinder, für die ein Antrag gestellt wurde, werden besucht. Ab und zu werden Min und Martha von weiteren Mitarbeitern begleitet, wenn z.B. Übersetzer benötigt werden. Es gibt 11 Volksgruppen mit eigenen Sprachen in Namibia. Nicht immer wird Englisch oder Afrikaans in den Familien gesprochen. In diesen Fällen werden lokale Mitarbeiter mit den entsprechenden Sprachkenntnissen hergezogen, um zu übersetzen.
Die Besuche bei den Kindern dienen dazu, sich ein Bild von den Umständen zu machen, in denen sie leben. Waisenkinder werden auf jeden Fall genommen, Halbwaise häufig. Für die Kinder, die noch beide Elternteile haben, wurde eine Matrix entwickelt, nach der bewertet wird: in welchem Umfeld leben die Kinder, haben die Eltern Arbeit, sind die Eltern in der Lage, sich um die Kinder zu kümmern usw. Fotos und ein Bericht von jedem Kind werden angefertigt. Erst, nachdem alle Kinder besucht worden sind, wird die Wahl getroffen. Ende 2017 gab es über 100 Bewerbungen, somit auch über 100 Besuche, die gemacht werden mussten. Und die Entfernungen in Namibia sind groß …
Zu Schuljahresbeginn werden die Kinder dann von ACC Namibia abgeholt und im nächstgelegenen Krankenhaus auf Kosten der Organisation untersucht. Damit beginnt ihr Leben im Centre: Wenn sie einmal aufgenommen sind, wird die gesamte schulische Ausbildung, Utensilien für die Schule, Drogerieartikel für die Kinder, medizinische Versorgung, von Centre getragen. Auch – wenn nötig – die Heimfahrt zur Familie, denn ein bis zwei Mal im Jahr geht es zurück nach Hause. Kurz vor Beginn der großen Ferien im Dezember, also kurz vor Schuljahresende, werden die Eltern zu einem Family Day eingeladen. Die Kinder studieren Tänze, Lieder, kleine Theaterstücke und Kung-Fu-Choreographien ein, die sie ihren Eltern voll stolz zeigen. Die Eltern sollen einen Eindruck vom Leben ihrer Kinder im Centre erhalten. Falls die Eltern aufgrund der Entfernungen keine Möglichkeit haben zu kommen, werden sie abgeholt und später zusammen mit den Kindern wieder nach Hause gebracht.
Die Kinder und die Schule
Der Schulunterricht orientiert sich an dem namibischen Curriculum und besteht aus den Klassen 1 – 12. Der Schulbetrieb im Centre wird zurzeit noch aufgebaut. Ende 2017 gab es die Klassen Pre-Primary sowie 1 und 2. Mit jedem Schuljahr wird das folgende hinzukommen. Lokale Lehrer erteilen den Unterricht. Bei ihrer Auswahl wird Wert darauf gelegt, dass sie den gegebenen Umständen gerecht werden können. Die Kinder kommen aus einem schwierigen Umfeld, haben schon einiges hinter sich. Sie bringen ihre Probleme, Ängste und Sorgen mit ins Centre und haben zu Beginn häufig Heimweh. All dies muss von erfahrenen Pädagogen aufgefangen werden. Um dies sicherzustellen, begleitet der namibische Schulleiter die Auswahl der entsprechenden Kräfte.
Auch das zusätzliche Angebot von Centre hilft den Kindern sich einzufinden: Sie bewegen sich viel und erhalten Kung-Fu-, aber auch Meditationsunterricht. Der Schulleiter bestätigte, dass ihnen dies nach einer Zeit der Übung hilft, zur Ruhe zu kommen. Um die beruflichen Chancen der Kinder zu vergrößern, erhalten sie außerdem Chinesisch-Unterricht. Der Unterricht in diesen Fächern wird von asiatischen Lehrern erteilt.
Wie leben die Kinder
Die Kinder wohnen mit ihren Nannies zusammen. Eine Nanny kümmert sich um 8 Kinder, verbringt mit ihnen die Zeit außerhalb der Schule, ist Ansprechpartnerin und schläft direkt nebenan, so dass die Kinder nie allein sind. ACC Namibia bemüht sich darum, Nannies anzustellen, die aus denselben Volksgruppen kommen, wie die Kinder. Dies soll sicherstellen, dass sie ihre Wurzeln nicht verlieren, die eigene Sprache nicht verlernen (in der Schule wird Englisch und Afrikaans unterrichtet. Der Unterricht selbst findet in englischer Sprache statt), die eigenen Lieder und Tänze kennenlernen. Die Kinder schlafen zu mehreren in einem Zimmer. Jedes hat einen Schreibtisch, Ablagefläche für seine oder ihre Sachen und ein Bett.
Martha, die namibische Sozialarbeiterin, steht ebenfalls immer mit Rat und Tat zur Verfügung. Sie ist eine Frau mit großer Berufserfahrung, der Kinder und Mitarbeiter vertrauen. Die Kinder können sich jederzeit an sie wenden, ebenso die Nannies, wenn sie Auffälligkeiten feststellen.
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