Abschluss-Bericht

Ich bin wieder zu Hause: Nach 11 Wochen Namibia und 10 Wochen bei Amitofo Care Centre of Namibia sitze ich wieder in Wuppertal, Deutschland.

11 Wochen: Losgefahren mit dem Wunsch, Hilfe zu leisten, aber auch neue Erfahrungen zu machen.

10 Wochen: Jeden Tag mit Kollegen und Kindern gearbeitet, gegessen, gelebt. Das ist für mich zu Hause das schwerste: wieder allein zu sein. Der Weg zum nächsten Menschen war nie weit. Für mich kam der nächste Mensch immer aus einer anderen Kultur: entweder aus einem der verschiedenen Völker Namibias oder aus Asien: Taiwan, Hongkong, chinesisches Festland, Malaysia … Mir ist erst kurz vor der Reise aufgegangen, was die Arbeit in Namibia bei einer taiwanesischen Organisation bedeuten würden: nämlich Abwesenheit meines eigenen Kulturkreises. Diese Erkenntnis hat mir schon Sorgen bereitet.

Der Empfang, der mir bereitet wurde, war schön. So freundlich und zugewandt von allen Seiten, dass mir Ängste schnell genommen wurden und ich meinen Weg in die Organisation finden konnte, ohne mich mit Heimweh, Ängsten oder Sorgen zu plagen. Natürlich waren die nächsten Tage und Wochen nicht immer einfach: Es gab Sprachbarrieren, Eigenarten – sowohl kulturelle als auch individuelle – boten ein weites Feld an Missverständnissen. Aber es gab auch etwas für mich etwas absolut Neues, was ich in dieser Form noch nie erlebt habe: Die Offenheit für Vorschläge und die Bereitschaft, Dinge auszuprobieren, wenn sie Besserung versprachen. Dieses komplette Fehlen von Eitelkeit, diese Bereitschaft zuzuhören, zu diskutieren, nachzudenken und zu handeln, hat mich sehr berührt. Diese Bereitschaft gab es auf Seiten der Overseas Mitarbeiter aber auch der lokalen und war eins der verbindenden Elemente.

Natürlich ist es zu Missverständnissen gekommen. Ich denke, das ist normal. Das ist normal, wenn Leute aus einer Stadt zusammenarbeiten. Umso Menschen aus verschiedenen Kontinenten und mit verschiedenen Sprachen. Wichtig ist, über diese Missverständnisse zu sprechen und sie nicht größer werden zu lassen, als sie es verdienen. Denn das wäre schade. Es wird so viel gearbeitet. Da gibt es die Overseas, die ihre Heimat verlassen haben, ihre Familien und die einfacheren Wege, die es vielleicht zu Hause gegeben hätte, um hier in Namibia 6 oder 7 Tage die Woche täglich viele Stunden zu arbeiten. Wenn ich nach dem Grund fragte, war die Antwort „um Gutes zu tun“, „um den Kindern zu helfen“.

Dann die lokalen Mitarbeiter: Auch sie arbeiten hart und viele Stunden. In der sengenden Hitze draußen, dick verpackt, damit die Sonne sie nicht verbrennt, in der heißen Küchen oder mit den Kindern als Nanny oder Lehrerin oder oder oder. Jeder trägt dazu bei, ein sicheres Umfeld für die Kinder zu schaffen, in dem diese sich wohl fühlen können. Mit ihrem Verdienst ernähren und unterstützen die lokalen Mitarbeiter ihre Familien, so dass die Arbeit Amitofos nicht nur den Kindern im Centre zugute kommt, sondern auch Kindern außerhalb.

Beide, sowohl die Overseas Mitarbeiter als auch die lokalen, geben ihr Bestes zum Wohle der Kinder. Sie bereiten ihnen eine Zukunft. Denn diese Kinder, so jung sie auch sind, haben doch alle schon eine Geschichte hinter sich: schwierige Verhältnisse, Missbrauch, größte Armut, Verwahrlosung. Wenn man dann die Kinder im Centre sieht, wie sie in die Dining Hall einmarschieren. nach dem Abendessen in der Mehrzweckhalle herumtoben, mit ihren Nannies spielen und kuscheln, weiß man wofür. Viele strahlen Gesundheit und Selbstbewusstsein aus, wollen zeigen, was sie können.

Um dies zu erreichen ist es wichtig, dass auch die Erwachsenen untereinander eine funktionierende Kommunikation haben, denn schließlich sind sie die Vorbilder. Es ist ihre Aufgabe vorzuleben, wie man gut miteinander umgeht, Verantwortung übernimmt und Respekt und Toleranz über die eigenen Grenzen hinweg lebt.

Ich als Volunteer war sicherlich in einer Ausnahmesituation. Ich musste nicht um meinen Lebensunterhalt kämpfen und ich war vergleichsweise kurz vor Ort. Aber jeden Tag zu sehen, warum man arbeitet und für wen, gibt eine unglaubliche Befriedigung. Allerdings gab es natürlich auch die wirklich schwierigen Momente: Entscheidungen müssen getroffen werden. Entscheidungen, die traurig machen, z.B. bei den Aufnahmeprozessen für die Kinder oder den Bewerbungen der lokalen Mitarbeiter. Nicht alle Kinder können aufgenommen und nicht alle Erwachsenen angestellt werden. Es gilt eine Wahl zu treffen: für die Kinder, für die die Aufnahme existentiell ist und für die Erwachsenen, die die Aufgabe der Organisation am besten erfüllen können. Das tut ab und zu weh, aber ohne klare Entscheidungen verzettelt man sich und verliert das Eigentliche aus dem Auge.

Diesen schwierigen Balanceakt, der Verantwortung auf so vielen Ebenen gerecht zu werden, vollbringen die Kollegen von Amitofo Care Centre of Namibia jeden Tag auf Neue. Dies wird in den Centre in Lesotho, Malawi und Swasiland nicht anders sein.

Ich bin stolz und dankbar, für eine kurze Zeit die Möglichkeit gehabt zu haben, dies zu unterstützen!

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